Die Berlinerin Mady Rahl war einst attraktive Tänzerin und für ihre Zeit recht freizügiger UFA-Star gewesen. „Gewesen!“ , wird ihr in „Der Hund von Blackwood Castle“ gesagt. Ab den 60iger Jahren war genau das ihr Fach. In der Mitte des Lebens, immer noch attraktiv, aber nicht mehr so jung und makellos wie zum Beispiel Karin Dor in „Der Fälscher von London“ , ist dann Rahls Filmehemann Victor de Kowa auch unverblümt hinter Karin Dor her. Aber Mady Rahls Figuren haben bei aller Bitterkeit oft die Power, sich dem traurigen Schicksal des „abgeschrieben sein“ entgegen zu stemmen. Der Frauen-Bass, der auf den Konsum von vielen Stangen Zigaretten im schon lange währenden Leben schließen lässt, verleiht ihren Figuren etwas verwegenes und aufbäumendes. „Die hat gelebt!“ könnte man da zurecht vermuten. In „Der Hund von Blackwood Castle“ will sie als alt gewordenes und heruntergekommenes Glamour-Starlet dann endlich das Geld aus dem Erbe ihres Mannes an sich reißen um ihren zwangsläufigem Niedergang zu entkommen. Filmtochter Karin Baal ist befremdet angesichts der Rauheit ihrer Mutter, die vom Drehbuch dann auch konsequent mit dem Tod bestraft wird. Besonders bitter ist ihr Schicksal in dem Victor-Gunn-Krimi „Das Wirtshaus von Dartmoor“. Als Ehefrau nicht mehr gebraucht, weil ihr Mann sowieso mit der jüngeren Kellnerin sein weiteres Leben verbringen möchte, wird sie völlig mitleidlos grausam ermordet. Meiner Meinung nach einer der grausamsten Morde im deutschen Kriminalfilm der 60iger Jahre.
Eine beeindruckend gute Leistung zeigt sie in der Kommissar-Folge „Ein Funken in der Kälte“ als alt gewordene Prostituierte, die verzweifelt versucht, sich ihrem Schicksal entgegen zu stemmen.
Bei weitem nicht jede Schauspielerin möchte so etwas spielen müssen. Immerhin wird für jede Rolle der eigene Körper gezeigt.
Es macht Mady Rahl sympathisch und zeigt ihre bewundernswerte Größe, den Mut und die Kraft zu haben, solch ein bitteres Rollenfach auszufüllen: ihre verblühende Attraktivität und das „nicht mehr gebraucht werden“ darzustellen. Chapeau!!!
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.