Als vierte Nachkriegs-Wallace-Verfilmung und zweite Wallace-Verfilmung des guten Harald Reinl kommt mit „Die Bande des Schreckens“ (1960) ein Krimi ins Kino, der weiß, was er dem Publikum bieten muss.
Gerade in Teilen der Wallace-Fangemeinde gilt der Film als ein früher Höhepunkt der Serie. Es gibt mit Joachim Fuchsberger den Top-Hauptdarsteller; „Miss Krimi“ Karin Dor sieht man nicht nur in ihrem ersten Wallace-Film, sondern in ihrem ersten Krimi überhaupt; Wallace-Ikone Elisabeth Flickenschildt feiert ihren Einstand und andere Darsteller wie Eddi Arent, Fritz Rasp, Ulrich Beiger, E.F. Fürbringer und Dieter Eppler mausern sich zu wichtigen Stammschauspielern der Serie.
Regisseur Harald Reinl zeigt, dass er der richtige Mann für Handlung und Aktion ist. Am besten zeigt sich das im Finale, denn es gibt für deutsche Verhältnisse richtig aufregende körperliche Konfrontationen zwischen Joachim Fuchsberger und den Banden-Bösewichtern. Das ist weit besser gelungen als in vielen anderen Filmen. Und Reinl drückt sich bekanntlich nicht vor Schlägereien auf der Leinwand. Selbst die Entlarvung des Haupttäters, die bei ihm oft etwas schal gerät, ist hier effektvoll geraten. Und alles untermalt der Elektronik-Spezialist Heinz Funk mit seinen befremdlichen klingenden Synthesizern besser als zuvor der vergleichsweise brave Willy Mattes.
Und trotzdem - alles wirkt so, als ob man selbst nicht recht glauben kann, einen rundum guten Krimi zu drehen. Seien wir ehrlich, natürlich sind einige Szenen etwas zu naiv gestaltet, wie etwa die Szene auf dem Friedhof mit der Todesliste in Schönschrift und dem hastig eingeflochtenem Mord an den Totengräber. Auch die Wandlung Dieter Epplers vom bösen Finsterling zum reuigen Büßer oder die dunkle Geschichte um Fritz Rasp, die dann recht unspektakulär versandet, sind nicht selbstbewusst in Szene gesetzt. Aber dafür gibt es richtige Action, es gibt eine zuweilen überraschende Handlung und es gibt last but not least Karin Dor als zu rettende Schönheit. Alles macht uns Zuschauern viel Spaß und niemand vor oder hinter der Kamera hätte Angst haben müssen, die Serie auf die falsche Spur gebracht zu haben. Der Charme der frühen Jahre tut sein Übriges und entfaltet sich aus der Jahrzehnte späteren Sicht besser, als so manch ein zu albern geratener Farbfilm frei nach Edgar Wallace. Braucht man mehr? Ich offen gestanden schon - die spezifische Filmsprache, die Alfred Vohrer in die Serie bringen wird, vermisse ich doch. Aber nicht jeder legt darauf wert und dann kann man sagen, mehr braucht ein Wallace-Film nicht. Außer Klaus Kinski vielleicht.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.