Bevor Klaus Kinski, Pinkas Braun, Jan Hendriks oder Harry Wüstenhagen als negatives Personal in Edgar-Wallace-Filmen etabliert waren, war er schon ein Stammverbrecher: Ulrich Beiger, Münchener Schauspieler, Schauspiellehrer, Regisseur und Theaterwissenschaftler. In “Der Frosch mit der Maske” (1959) war es nur eine Nebenrolle als Gangster, in der Ulrich Beiger noch nicht viel zu spielen hatte, aber schon sehr überzeugend wirkte. Ab “Der rote Kreis” (1959/60) war er der schmierigste Charakter der ganzen Wallace-Serie. Schleimige Manieren, schlimmste Absichten. Den Kopf immer leicht arrogant angehoben, die Körperhaltung extrem statisch. Sonore verklemmte aber säuselnd Sympathie heischende Stimme. Sich übertrieben formvollendet, korrekt und auf sehr eckige Weise höflich gebend und auf der anderen Seite rücksichtslos, brutal, eitel bis zum Narzissmus- der Gegensatz machte seine Figuren maximal ekelhaft. Besonders unerträglich ist die falsche Freundlichkeit dem Kind seiner Klientin gegenüber in „Der rote Kreis“ (1959). In ”Die Bande des Schreckens”(1960) fällt nach abstoßenden Avancen gegenüber Karin Dor seine Maske durch ein plötzlich ordinäres Lachen auf effektvoll widerliche Weise und ein empathieloser Mörder kommt zum Vorschein. Und schließlich ist sein Inspektor Rouper in “Der Fälscher von London” (1961) genauso streberhaft und ruhmsüchtig wie bestechlich. Leider war das schon sein letzter Edgar-Wallace-Film. Man hätte sich ihn in vielen Rollen der kommenden Filme vorstellen können. Und seine Filmkarriere war im Prinzip vorbei, wenn er auch noch in einigen Komödien und Softsexfilmen Chargenrollen übernommen hat. Sein Charakterfach waren dann aber zunehmend reife Herren des Establishment, wie zum Beispiel in Wolfgang Staudtes Exploitation-Krimi “Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache” (1971). Selbst in Fernsehkrimis waren es meistens nur Kleinrollen. Trotzdem schien Ulrich Beiger ein bis ins Alter rundum zufriedener und angenehmer Mensch zu sein - womöglich waren ihm einfach Theater und Familie wichtiger als eine Filmkarriere. Schade für uns!
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.