In den 1930iger und 40iger Jahren spielte Karl John oft und sehr erfolgreich Soldaten. In den teuer produzierten Nazi-Top-Blockbustern „Stukas“ (1941) und ganz besonders „U-Boote westwärts“ (1941) (unter anderem mit Heinz Engelmann als „arisch“ blonder Held) war auch Karl John einer der Hauptdarsteller auf den schillernden Spielplätzen großer Kriegsabenteuer.
Krieg verloren, totales Desaster, Desillusion: nach 1945 gab es einige so ambitionierte wie trübe Filme mit bitterer Vergangenheitsbewältigung: „In jenen Tagen“ (1947) , „Die letzte Nacht“ (1949), „Liebe 47“ (1949) oder „Der Verlorene“ (1951, Regie: PeterLorre!). Karl John war immer dabei und im Gegensatz zum heroisch wirkenden Heinz Engelmann eignete er sich exzellent für die Darstellung gebrochener Männer. Diese sogenannten Trümmerfilme waren aber für das Publikum auf Dauer nicht gut verträglich mit dem Wunsch nach Normalität und Unterhaltung und so kam Karl John dann wieder als Soldat in neuen Kriegsfilmen auf die Leinwand, die auch das Erlebte verarbeiten sollten. Am bekanntesten sind wohl „Des Teufels General“ (1955) und „Hunde, wollt ihr ewig leben“ (1958). Aber nun zu unserem Thema:
In den beiden „Hexer-Filmen“ machen wir Bekanntschaft mit Karl John. Selten hat ein Schauspieler in seinen Rollen in den Wallace-Filmen so unterschiedlich gewirkt: Shelby in „Der Hexer“ (1964) ist ein „Waschlappen“ , so meint zumindest Verbrecherboss Maurice Messer. Unter den vier Gesetzesbrechern ist er derjenige, der die meiste Panik vor dem Hexer hat und der erste, der Reißaus nehmen will. Natürlich wird er auch ein Mordopfer - allerdings durch die eigenen Kollegen. Für ein Schauspielkaliber wie Karl John ein Routinejob, der uns aber viel Spaß macht und zeigt, wie hochwertig die Wallace-Filme auch in Nebenrollen besetzt worden sind.
In „Neues vom Hexer“ (1965) sehen wir ihn wieder (wie auch sieben weitere Darsteller aus dem ersten Hexer-Film) in einer völlig anderen Rollen. Als Dr. Mills sieht er mit Schnurrbart und üppigem weißen Haar sehr verändert aus, etwas unecht, was dem Maskerade-Thema des Films hervorragend entspricht. Seine stoische Ruhe wirkt nicht nur auf Rechtsanwalt Bailey angsteinflößend. Damit spielt Karl John eine der interessantesten Figuren dieses Films.
Das wars leider bei Wallace, aber Karl John tauchte noch in anderen interessanten Fernsehkrimis auf, immer wieder als ein Mann, der mit der Gegenwart nicht zurecht kommt.
In „Babeck“ (1968) spielt er glänzend den untergetauchten Vater der Hauptdarstellerin, der Helmut Lohner in einer eindrucksvollen Szene seine Desillusion erklärt. Das Thema zieht sich erstaunlicherweise versteckt weiter durch zwei Kommissar-Folgen und dann noch einmal ganz offen bis zu Derrick. In der Star-besetzten Kracher-Folge „Auf eigene Faust“ (1976) spielt Karl John einen desillusionierten Privatdetektiv mit der ihm ganz eigenen Aura eines Mannes, der viel gesehen haben muss.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.