Etwas altmodisch erscheint heutzutage das Klischee der gefallenen Frau, die sich durch ihre für die Zeit ungewöhnlich offen zur Schau gestellten Sexualität unweigerlich auch sündhaft macht und selbstverständlich im kriminellen Umfeld bewegt. Während die unbefleckte Hauptdarstellerin am Ende des Films mit Joachim Fuchsberger als Partner belohnt wird, muss die Sünderin sich meist als ideales Mordopfer zur Verfügung stellen. Oftmals arbeitet sie als Bardame in Spelunken, verführt Unschuldige, oder erliegt der Gier nach Materiellem.
Den Anfang macht die spätere Orion-Astronautin Eva Pflug in „Der Frosch mit der Maske“ (1959). Während ihre Erotik in diesem Film nach heutigen Verhältnissen sehr harmlos bleibt, ist ihr Tod um so spektakulärer und für die Entstehungszeit überraschend brutal. Weitere Frauen dieser Art sind
- Karin Kernke in „Die Bande des Schreckens“ (1960), allerdings arbeitet sie nicht als Bardame
- Edith Teichmann in „Der grüne Bogenschütze“ (1961), sie überlebt als einzige dieser Kategorie den Film
- Ann Savo in „Die toten Augen von London“ (1961)
- Kai Fischer in „Zimmer 13“ (1963)
- Lill Lindfords in „Im Banne des Unheimlichen“ (1968)
- Beate Hasenau in „Der Gorilla von Soho“ (1968).
Die Schillerndste von allen ist vielleicht Ingrid van Bergen (*1931). Ihre rauchige Stimme und ihre liberale Art prädestinierten sie für die Darstellung verruchter Frauen im deutschen Film. Auch ihr in der Boulevardpresse breit getretenes Privatleben unterstrich ihr Filmimage kräftig. Nicht nur vier Ehen und Trennungen konnten spektakulär ausgeschlachtet werden, vor allem dass sie 1977 ihren 13 Jahre jüngeren Lover erschoss und dafür einige Jahre in den Knast ging, bekräftigten im Privaten ihre Filmverruchheit. Dabei hatte sie als Schauspielerin enorme Spielfreude und gestaltete ihre Rollen maximal überzeugend. Ihr erster Wallace-Film war „Der Rächer“ (1960) als glamouröse aber zickige und infame Filmdiva. Ein Jahr später trat sie als singende und strippende Bardame in „Das Geheimnis der gelben Narzissen“ (1961) mit einer stärkeren Portion Erotik als ihre Vorgängerinnen auf. Ihre Gier nach Monitärem wurde in diesem Film selbstverständlich mit dem Tod bestraft.
Weitere Film-Empfehlungen mit Ingrid van Bergen:
„Tatort: Rattennest“ (1972) mit Paul Esser, Götz George, Herbert Fux und Kurd Pieritz
„Alle Menschen werden Brüder“(1973) nach Simmel, Regie: Alfred Vohrer
Es ist interessant, dass sich für viele charakteristische Typen in den Wallace-Filmen Schauspieler fanden, die darauf abonniert wurden und ähnliche Figuren immer wieder spielten.
Die sündigen Bardamen hingegen wurden immer wieder frisch besetzt. Es waren eben gefallene Frauen.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.