Gisela Schreck, so Ihr eigentlicher Name (sie war Nichte des ersten Nosferatu-Darsteller Max Schreck), dürfte ein sehr buntes Leben gehabt haben: Mit elf (!) Jahren zuhause ausgerissen, Tanz und Schauspiel schon als Teenagerin professionell gelernt, sechs Ehen ( unter anderem mit Wolfgang Kieling, daraus Tochter Susanne Uhlen), arbeitete sowohl nah am Naziregime wie auch in der DDR (was ich mangels weiterer Infos aber gar nicht bewerten will) und war schließlich eine bevorzugte Darstellerin von Alfred Vohrer mit dem sie sechs Kinofilme und weiteres fürs Fernsehen drehte.
Ganz klar war ihr Rollenfach als schlanke und immer noch attraktive Frau in den Vierzigern für die Wallace-Filme und darüber hinaus. Anders als bei zum Beispiel Margot Trooger war es allerdings keine Eleganz, sondern Hässlichkeit, die unter der Attraktivität schlummerte. Sie war eine, die das Leben schon gut kannte und sehr genau wusste, was man haben könnte. Gier und Lust waren immer die Triebfedern für ihr brutales und rücksichtsloses Handeln, auch gegen Ehemänner, die sie nur als Steigbügelhalter benutzt. In „Die Tür mit den sieben Schlössern“ (1962) erklärt sie ihrem devoten Ehemann Werner Peters: „Der Tod ist die einfachste und damit beste Lösung“, der so folgsam und blöd ist, für sie wegen des schnöden Mammons zu morden. Die Wahrheit über ihre Gefühle zu dem nutzlos gewordenen Ehemann Hans Nielsen in „Das indische Tuch“ feuert sie ab wie Pistolenschüsse: „Ich habe dich immer gehasst…. Dein fettes Gesicht, deine Hände, dein Atem… geekelt habe ich mich…“
Sie will über die Erbschaft hinaus auch noch fleischliche Gelüste durch Heinz Drache gestillt bekommen. Als rothaarige Bordellchefin in „Der Bucklige von Soho“ bekennt sie schließlich, dass sie für Geld auch ihre Seele verkaufen würde und akzeptiert, dass die Geldgeber morden, was das Zeugs hält.
So ein Charakter wird in Edgar-Wallace-Filmen selbstverständlich mit dem Tode bestraft, und zwar angesichts ihrer besonderen Bösartigkeit für uns moralisch guten Zuschauer dank Alfred Vohrer jedes mal sehr effektvoll.
Diesem Typ mehr oder weniger treu mit einigen Variationen war sie in dem schwächerem Kriminalfilm „Hotel der toten Gäste“ (1965) , dem großartigen Dreiteiler „Der Tod läuft hinterher“ (1967) und der Tatort-Folge „Zwei Leben“(1976).
Gisela Uhlen konnte durch nichts anderes mehr ihre Rollen so klar und beeindruckend darstellen wie mithilfe der virtuosen Benutzung der konsonantenreichen deutschen Sprache. Extrem scharf artikuliert und blitzschnell abgeschossen. Eine der besten Darstellerinnen der Serie! Für ihre Rollen in den Edgar-Wallace-Filmen hätte sie sich meiner Meinung nach nicht den Künstlernamen „Uhlen“ gebraucht. Der echte hätte gepasst wie die Faust aufs Auge.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.