Als Margot Trooger 1962 mit dem Durbridge-Sechsteiler “Das Halstuch” einem breiten Publikum bekannt wurde, war sie schon 39 Jahre alt, gehörte also einer ganz anderen Generation an als Karin Dor, Karin Baal, Sabina Sesselmann oder Brigitte Grothum. Sie war als Marian Hastings die elegante und weltgewandte Besitzerin eines Modegeschäfts und wirkte viel selbstbewusster, souveräner, geschmackvoller und auch gefährlicher als Gardy Granass, die Frau des von Heinz Drache gespielten Inspektor Yates. Die Rolle der Marian Hastings hat ihr trotz ihres Alters viel Beliebtheit auch bei einem jüngeren Publikum gebracht, was unter anderen der Gewinn des “Bravo Otto in Bronze” beweist.
Gewissermaßen eine Fortführung dessen ist dann schließlich ihre Rolle als Cora Ann Milton, der Frau des Hexers. In dem sehr bekannten Prestige-Wallace-Film “Der Hexer” (1964) tummeln sich Joachim Fuchsberger und seine Freundin Sophie Hardy zwischen mehr oder weniger üblen Gestalten. Trotz Fuchsbergers ersten grauen Haaren wirken die beiden wie Teenager im Vergleich zur viel erwachsenere Margot Trooger und dem unsichtbaren Hexer in einer Welt, deren Zusammenhänge eben nur die Erwachsenen durchschauen. Für die ästhetische Hexer-Gattin Margot Trooger ist das alles nur mehr oder weniger unterhaltsam; ihr sind letztendlich der Friseurbesuch und der tägliche geschenkte Blumenstrauß wichtiger. Sie lebt luxuriös im Hotel und trifft kontrolliert gut gelaunt den ein oder anderen Protagonistin. Ernst werden muss sie nur einmal: als Maurice Messer für seinen Mord verantwortlich gemacht wird. Erwachsen, ästhetisch, charmant, abgeklärt: eine tolle Frau!
Bevor sie dieselbe Figur noch einmal in “Neues vom Hexer” (1965) spielt, kann sie in “Das Verrätertor” (1964) die Negativvariante darstellen: als schöne eiskalte Gangsterfrau ist sie auch hier das reifere Pendant zur naiven Catherina von Schell. Während diese wie eine Teenagerin den guten Gary Raymond begehrt, begehrt Margot Trooger den bösen Gary Raymond als letzten Strohhalm für ihre fragile Zukunft, die sie selbst eindrucksvoll zerstört, indem sie tragischerweise ihren Geliebten aus Versehen erschießt.
Margot Trooger war über diese Rollen hinaus sehr viel flexibler als Schauspielerin, was insbesondere viele Fernsehspiele - darunter viele theaterhafte Kriminalspiele - zeigen. Besonders beklemmend ist zum Beispiel das Fernseh-Psychodrama “Gaslicht” (1960) mit ihr als verängstigte Ehefrau des abgrundtief bösen Dieter Borsche.
In dem interessanten Psychokrimi “Nur tote Zeugen schweigen” (1962) hatte sie nur eine kleinere aber elegante Rolle. “Das Rasthaus der grausamen Puppen” (1967) ist annehmbarer Trash, den sie darstellerisch deutlich bereichert.
Ihre bekanntesten Filme abseits von Krimis waren wohl “Heidi” (1965) und “Pippi Langstrumpf” (1969).
Wegen einer Lungenkrankheit konnte sie ab Mitte der 70iger Jahre gar nicht mehr arbeiten.
Den deutschen Film hat sie durch den hierzulande nicht gerade häufigen Typus der kapriziösen und erwachsenen Ästhetin bereichert. Das macht sie sehr besonders.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.