Was weiß man schon von den Nebendarstellern alter Filme, die immer mal auftauchten, aber nach kurzen Momenten durch die Hauptdarsteller an den Rand oder gar ins Aus gedrängt wurden. Trotzdem speichert das Gehirn manche Akteure doch irgendwie ab und erkennt sie bestenfalls sogar wieder.
An Heinz Spitzner erinnere ich mich besonders gut. Zum ersten Mal sah ich ihn in „Die Brücke“ (1959, Bernhard Wicki) ganz bewusst. Gefreut habe ich mich auch, Spitzner als braven Bankangestellten in der wunderbar komödiantischen Folge „Die Kiste“ aus „Das Kriminalmuseum“ (1967, Wolfgang Becker) wiederzusehen. Inflationär oft trat Heinz Spitzner nicht in Film und Fernsehen auf, aber um so interessanter ist es, dass er doch im Gedächtnis bleibt.
Seine Figuren waren interessante Charaktere mit einem breiten Spektrum von Möglichkeiten. Sie konnten pedantisch, unsicher, hintergründig, naiv, witzig oder unheimlich sein. Dass er besonders auf komische Rollen im Theater spezialisiert war, machte ihn besonders geeignet für Edgar-Wallace-Filme, denn gerade diesem leichten und bisweilen selbstironischen Genre kamen in Nebenrollen Karikaturen viel mehr entgegen als schwere Charakterdarsteller. Anscheinend waren Alfred Vohrer und Heinz Spitzner Männer, die sich gut verstanden haben. Spitzner spielte nämlich in sieben Kinofilmen des Kultregisseurs, darunter in fünf Edgar-Wallace-Filmen. “Der Zinker” (1963) brauchte ihn als eckigen und durchaus leicht verdächtigen Polizeiarzt. Gerade zuvor hatte man nämlich in “Das Gasthaus an der Themse” (1962) gewisse Erfahrungen mit Polizeiärzten gemacht. Die größte Rolle bei Edgar Wallace hatte Spitzner schließlich in “Neues vom Hexer”(1965) als verunsicherter Familienanwalt Bailey mit jeder Menge Dreck am Stecken. Fast wäre er damit in die Reihe bekannterer Darsteller aufgestiegen, doch in den nächsten Filmen waren es dann wieder höchst unterschiedliche Kleinrollen.
Seine Hauptbeschäftigung war allerdings auch nicht der Film, sondern das Theater. In Berlin und Hamburg stand er sehr oft auf der Bühne. Gerne hätte ich ihn in der erfolgreichen Inszenierung “Die zwölf Geschworenen” im Ernst-Deutsch-Theater gesehen, aber leider war das lange vor meiner Zeit.
Bevor Heinz Spitzner (1916-1992) von der Welt bald endgültig vergessen wird, war es mir ein Bedürfnis diese wenigen Zeilen noch über ihn zu schreiben, denn ich habe mich jedes mal gefreut, ihn zu sehen.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.