Sensationell ohne Übertreibung ist das, was Rudolf Schündler ab seinem 60. Lebensjahr Filmen jeden Genres und jeden Anspruchs zu bieten hatte. Es war eine zweite Karriere als ein Schauspieler, der in konträrsten Rollen immer restlos überzeugen konnte.
Ein vielbeschäftigter Filmschauspieler war Rudolf Schündler schon zwischen 1930 und 1953. In zumindest damals bekannten und erfolgreichen Filmen fast jeden Genres spielte er prägnante Nebenrollen. Besonders gut fand ich ihn bereits als jungen Gangster in Fritz Langs Meisterwerk “Das Testament des Dr. Mabuse” (1933). Nach dem Krieg leitete er ein Münchener Kabarett und inszenierte fleißig die Programme, stürzte sich aber damit auch in Schulden. Bravo! Nur Künstler, die bereit sind, für die Kunst, die sie machen wollen, persönlich zu haften, sind wahre Künstler!
Ab 1954 wechselte er das Fach und führte in vielen rührseligen Heimatfilmen und seichten Liebeskomödien Regie. Damit dürfte er die Kasse wieder gefüllt haben. Ab 1964 war Rudolf Schündler dann wieder als Schauspieler tätig und eine zweite Karriere begann. 1965 besetzte ihn Harald Reinl in dem Edgar-Wallace-Film “Der unheimliche Mönch”. Schündler spielte beeindruckend den Typ des sonderbaren Alten, der in seltsam devoter Ergebenheit auch mächtig unheimlich wirkte. Wie geschaffen für Wallace-Filme! Kein Wunder, dass William Friedkin ihn später in “Der Exorzist” (1973) und Dario Argento in “Suspiria” (1977) besetzte.
Allerdings konnte Schündler auch ganz anders: In den Lümmelfilmen spielte er den legendären Oberstudienrat Dr. Knörz als Parodie auf konservativ-verkalkte Lehrer. Ähnliche parodistische Chargen- Rollen hatte er um 1970 in einer Unzahl flacher bis unterirdischer Lustspiele, schlimmstenfalls auch in Leinwandkrachern wie “Die fleißigen Bienen vom fröhlichen Bock” (1970).
Und dann wieder tauchte er in ambitionierten Filmen von Jungfilmern wie zum Beispiel Hans-Jürgen Syberberg oder Wim Wenders auf.
Und als ob das nicht schon reichte, war er auch immer wieder im Fernsehen zu Gast, ob als stoischer Kriminalbeamter in “Babeck” , als brutaler Agent in “Spion unter der Haube”, als gedemütigter Kellner in “Derrick - Zeichen der Gewalt” oder in “Der Kommissar” oder im “Tatort” und vieles mehr.
Aber zurück zu Edgar Wallace. Alfred Vohrer besetzte ihn noch zweimal: in einer kleinen komödiantischen Nebenrolle in “Der Mönch mit der Peitsche” (1967) und in einer kleinen Nebenrolle als Antiquitätenhändler in “Der Mann mit dem Glasauge” (1969). Auch wenn Rudolf Schündler wieder tadellos performte, so muss man doch sagen, dass sein Potential, das sich in “Der unheimliche Mönch” ankündigte, leider nicht weiter für die Wallace-Filme in der Form genutzt wurde, wie das später in hochwertigen Horrorfilmen der 70iger Jahre geschehen ist.
Wenn er auch in fortgeschrittenem Alter unfassbar viel gespielt hat, bei Edgar Wallace wäre für ihn durchaus noch mehr zu tun gewesen.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.