Nachdem am deutlichsten mit der schwarzhaarigen Barbara Rütting als emanzipierte und selbstbewusste Künstlerin ein neues Frauenbild in die Edgar- Wallace-Filme gebracht worden war, wurde für „Der Hexer“ (1964) noch eins draufgesetzt, und zwar dieses mal mit einer guten Portion Humor! Leider hat nicht jeder Humor, was aber genau diejenigen, die keinen haben, selten merken und dann aus Unverständnis meckern. Alfred Vohrer hingegen hatte eine gute Portion Humor, was sich schon daran zeigte, dass er die grotesk überspitzten Wallace-Filme mit Selbstironie vor drohender Lächerlichkeit bewahrte. Nach seinen bisherigen Wallace-Klassikern wagte er einen weiteren Schritt, nämlich den Helden und die Heldin deutlich zu überzeichnen, so wie es selten im deutschen Film riskiert wurde. Das Ergebnis waren Leichtigkeit, Charme und die Selbstverständlichkeit, dass Joachim Fuchsberger und die neue französische Hauptdarstellerin Sophie Hardy (*1944) eindeutiger denn je die Guten waren und im größtmöglichen Kontrast zu Maurice Messer und seinen Schergen standen. Die attraktive Sophie Hardy ist so blond wie nur möglich, faucht wie ein Kätzchen und gibt sich gar nicht erst die Mühe, die Zusammenhänge um die Verbrechen zu verstehen, denn ihr geht’s nur um eins: um ihren „Higgi“. Der will ja auch, muss das nur noch Ann Savo erklären und lästigerweise zwischendurch die Verbrechen aufklären.
Man sollte nicht denken, dass Sophie Hardys Figur in „Der Hexer“ frauenfeindlich sei; frauenfeindlich wäre dann noch eher die „Damsels in distresses“ älterer Filme, weil diese damals in ihrer Hilflosigkeit bierernst genommen wurden. Die Überzeichnung bis zum Comicstripgirl macht aus Sophie Hardy eher eine ironische „Damsel in distress“, die ihre Rolle als Satire präsentiert. Horst Wendlandt hatte sie gleich für drei Filme engagiert. Der zweite war „Winnetou III“ (1965) und dann folgte noch einmal Edgar Wallace. In der teuersten Wallace-Produktion „Das Geheimnis der weißen Nonne“ (1966) ist sie quasi 1:1 aus dem Hexer importiert worden. Dieses mal ist sie das sympathische Pendant zur Mörderin Susan Hampshire. Doch ihr Partner ist jetzt Stewart Granger, der zwar auch sehr charmant, aber schlichtweg zu alt ist. Das macht leider nicht wirklich Spaß, Granger ist unangenehme 31 Jahre älter und würde so gesehen besser zu der fast gleichaltrigen Brigitte Horney passen.
Fazit: Sophie Hardy legt sehr charmante Performances hin, die viel Vergnügen bereiten und die Wallace-Frauenrollen vom alten Mief der 50er Jahre befreien. Leider kamen nur noch wenige Filmangebote. Immerhin ist „Die Straße nach Salina“ (1970) ein gelungener Streifen. Leider nützt das Talent nichts, wenn den Humorlosen nur auffällt, dass sie blonder als blond war.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.