In seinen Filmen immer blendend aussehend, oft aalglatt, fast oberflächlich wirkend, schwer zu fassen, aber gleichzeitig in vielen Rollen auch sehr hart bestraft: Robert Hoffmann aus Salzburg, einer der wenigen deutschsprachigen Darsteller in internationalen Filmproduktionen.
Hoffmanns durchschlagender Erfolg war 1964 die Titelrolle in dem frühen Walter-Ulbrich-Fernseh-Vierteiler „Robinson Crusoe” (eigentlich: “Die seltsamen und einzigartigen Abenteuer des Robinson Crusoe aus York, berichtet von ihm selbst”). Parallel hatte Hoffmann, der zu dieser Zeit in Paris lebte und sein Geld als Model verdiente, auch schon eine größere Nebenrolle in zwei der damals überaus erfolgreichen “Angelique”-Filme. Rialto-Produzent Horst Wendlandt war immer erpicht auf neue Stars und seiner Aufmerksamkeit war Robert Hoffmann nicht entgangen. Ein in manchen Momenten übernatürlich schöner Mann, der gerade deshalb auch etwas künstlich oder unwirklich erschien (wie auch Thomas Fritsch, Helmut Berger oder Terence Stamp in England oder aber Werner Schulenburg in mancher “Derrick”-Folge) - gab es da eine geeignete Rolle in einem Edgar-Wallace-Film? Wendlandt engagierte ihn für „Neues vom Hexer“ als vom Hexer gehetzten aristokratischen Mörder Archie Moore, kalt und berechnend, dann wieder unter großem Druck mit Angstschweiß auf der Stirn. Zur Hälfte des Films ist diese Figur längst Opfer geworden. Nicht dass Robert Hoffmann später nicht noch erheblich bessere Rollen gespielt hätte, empfinde ich ihn hier als doch bemerkenswert, weil dieser Typ tatsächlich innerhalb des Wallace-Kosmos nicht so häufig zu finden ist.
In „Top Job -Diamantenraub in Rio“ (1967) - um mal ein gelungenes Beispiel herauszunehmen - wird Hoffmanns Rollenfach wesentlich deutlicher: er ist der fast sympathische Verführer, dabei aber doch aalglatt und verlogen. Klar, so einer muss sein Fett wegkriegen, damit dürfte wohl jeder Zuschauer einverstanden sein, doch es überrascht, dass es den Gigolo so hart trifft. Mit Hilfe von Klaus Kinski findet er einen grausamen Tod. Auch privat sollen Kinski und Hoffmann gar nicht gut miteinander ausgekommen sein. Solch einen Beau konnte Kinski in seinem Radius wohl nur schwer ertragen. Es ist sehr nobel, dass Robert Hoffmann diesbezüglich in Interviews absolut keine schmutzige Wäsche gewaschen hat. Aber irgendwie wünscht sich die böse Publikumsseele wohl doch, dass eine Erscheinung wie Robert Hoffmann übelst bestraft werden muss. Viele Filme erfüllten diesen Wunsch gerne und tatsächlich wirken diese Hoffmannschen Figuren auch gerade wohl deswegen so einprägsam und kultig. Erwähnenswerte weitere Filme: „Der Lügner und die Nonne“ (1967), „Mord im schwarzen Cadillac“ (1969) und die Giallos „Die Nacht der rollenden Köpfe“ (1973) und “Spasmo” (1974).
In den Ludwig-Ganghofer-Filmen der 1970iger Jahre war der österreichische Schauspieler in beinahe seiner Heimatwelt auch wieder einmal mehr als ein Held zu sehen, dem sehr böse mitgespielt wird: „Schloß Hubertus“(1972) von Harald Reinl und „Der Edelweißkönig“ (1975) von Alfred Vohrer. Hier gibt es selbstredend immer ein Happy End. Diese in der Filmliteratur viel zu ignorierten und viel zu unterschätzten Filme nutzen sehr geschickt Robert Hoffmann als einen Darsteller von fast mythischen Heldenfiguren. Mir fällt kein Schauspieler ein, der hier auf gleichem Level geliefert haben könnte.
Privat wurde der erfolgreiche Star analog zu manchem Film genauso hart getroffen: nach falscher Behandlung wegen eines Unfalls im Jahr 1970 war er stark bewegungseingeschränkt und hätte um ein Haar eine Beinamputation erleben müssen. Auch wenn er knapp davon gekommen ist, war er seitdem viel steifer, als es in Filmen den Anschein hatte.
Der Salzburger Robert Hoffmann war einer der wenigen deutschsprachigen Schauspieler, die im internationalen Kino gut beschäftigt waren, aber dafür andererseits selten im deutschen Fernsehen auftraten. Das dürfte der Grund sein, dass hierzulande nur noch wenige wissen, von wem die Rede ist; seine Spur verliert sich im Nirvana des Eurofilms der 1970er Jahre. Der Kosmopolit lebte in Paris, Rom, Madrid und Salzburg, sprach fließend deutsch, englisch, französisch, italienisch und spanisch, verbrachte seine Zeit gern mit Freunden und Frauen und liebte Cafés und Restaurants in Rom oder Madrid. Hierzulande interessierte es schließlich kaum jemanden, als die Meldung kam, dass er am 4. Juli 2022 in seiner Heimatstadt Salzburg gestorben ist.
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