Erstaunlicherweise spielte Richard Häußler schon in den 1940iger Jahren häufiger in Kriminalfilmen größere Rollen, einem kurz vor und nach den Krieg eigentlich nicht sonderlich populären Genre. In den 60iger Jahren, als das Krimigenre in Deutschland endlich populär war, waren es nur vier Filme - bis er 1964 überraschend im Alter von nur 55 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb.
Zeitlebens war Richard Häußler auf noble Herren jeder Couleur spezialisiert, die sich mal als aufrecht und mal als falsch erwiesen. Seine markant sonore Stimme mit dezenter aber erkennbarerer Münchener Sprachfärbung unterstrich die spezielle Attitüde des weltgewandten Charmeurs, der in den Krimis der 1960iger Jahren immer ein falsches Spiel spielte.
In „Die seltsame Gräfin“ (1961) spielte er unnachahmlich den etwas in die Jahre gekommenen „Finanzberater“ der Gräfin, der schon wegen Heiratsschwindel im Gefängnis gewesen war. Das hinderte ihn nicht nur daran, der Gräfin schmierige Komplimente mit langer Schleimspur zu machen, hinter deren Rücken plante er auch die junge Brigitte Grothum zu heiraten, um wiederum an Geld der Gräfin zu gelangen. Eine typische Wallace-Figur, brillant dargestellt, viel zu wenig gewürdigt.
In „Der Würger von Schloß Blackmoor“ (1963, Bryan Edgar Wallace) und „Das indische Tuch“ (1963) war Richard Häußler Rechtsanwalt beziehungsweise Arzt, zwei Herren, denen man auch keinesfalls trauen sollte. Besonders in „Das indische Tuch“ macht sein Zusammenspiel mit der Flickenschildt exquisites Vergnügen. Die größte Rolle spielte er aber in seinem letzten Krimi „Zimmer 13“ (1963/4) als Gangsterboss Joe Legge. Hier wirkte er mit seiner charmanten Art etwas altbacken besetzt und damit zu wenig offensichtlich böse.
Ich hätte ihm noch viele passendere Rollen gewünscht, aber im September 1964 war plötzlich Schluss.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.