Es spricht für die darstellerische Qualität der Edgar-Wallace-Filme, dass selbst relativ unspektakuläre Rollen mit Spitzenschauspielern besetzt worden sind.
Ernst Fritz Fürbringer war ein exzellenter Darsteller, freundlich, nobel, intelligent und dabei norddeutsch zurückhaltend, allseits als Kollege und Schauspiellehrer sehr geachtet. Seine Bescheidenheit drückte sich schon darin aus, dass er seine Vornamen meist nur als Initialen nennen ließ. Weiter weg von Starambitionen kann man in dieser Branche nicht sein.
In seinem Metier war er natürlich äußerst flexibel, aber oft wurde er eingesetzt als vornehme Respektsperson, die manchmal auch pedantische, stoische und bürokratische Züge haben konnte.
Sicher war es keine große künstlerische Herausforderung für ihn, den Scotland Yard Chef in den ersten drei Wallace-Filmen zu spielen, da die Serie zunächst noch nicht so deutlich die selbstironische Ausprägung hatte. Der „Sir Archibald“ ist eher eine humanistische Autorität, fast wie ein Vater für die handelnden jüngeren Personen, mehr realer Mensch als der später von Siegfried Schürenberg parodistisch gespielte Sir John. Auf jeden Fall ist sein Sir Archibald eine seiner eher sympathischen Figuren auf der Leinwand.
Eine interessantere Krimi-Rolle bekam Fürbringer in dem Durbridge-Sechsteiler “Tim Frazer”(1963), ein meiner Meinung nach etwas unterschätzter Fernsehkrimi. Als erst einmal etwas vertrottelt wirkender Schiffsmodellbauer Donald Edwards stellt er sich als der schlimmste Bösewicht heraus. Einen Bösewicht spielt er kurz darauf auch endlich einmal bei Edgar Wallace. In „Die Gruft mit dem Rätselschloss“ (1964) ist E.F. Fürbringer der schmierige Gangster Connor, den er herrlich unseriös gestaltete.
In den kommenden zwei Jahrzehnten war der sympathische Schauspieler in vielen ambitionierten und herausragenden Fernsehproduktionen zu sehen, die ein in jeder Nuance kompetenten Darsteller benötigen.
Von seinen Fernsehkrimis seien hier einmal stellvertretend der Reinecker-Dreiteiler „Der Tod läuft hinterher“ ( 1967) erwähnt, in dem er einen bürokratischen Polizeiinspektor spielte und die Kommissar-Folge „Keiner hörte den Schuss“ (1969), für die er äußerst überzeugend einen alten Choleriker darstellte.
Einen seiner eindrucksvollsten Auftritte hatte Ernst Fritz Fürbringer in der Fernsehadaption des Klassikers „Die zwölf Geschworenen“ als rationalistischen Pedanten, „der niemals schwitzt“. Solche Charaktere und damit auch die Leistung ihrer Darstellers fallen oft erst auf den zweiten Blick auf und manchmal gehen solch angenehme und fähige Menschen wie Ernst Fritz Fürbringer, die mit Leib und Seele ihrer Kunst verpflichtet sind, zwischen exaltierten und extrovertierten Stars unter. Deshalb sollten wir sie besonders wertschätzen.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.