Kein anderer deutscher Hauptdarsteller ist so entfernt von Komödie und Lustspiel wie Hansjörg Felmy - der Topstar des deutschen Films Ende der 50iger Jahre.
Nach seinem Debutfilm „Der Stern von Afrika“ ( übrigens auch Filmdebut von Joachim Hansen, Horst Frank und Carl Lange) bekam Senkrechtstarter Felmy gleich Toprollen in Prestigefilmen wie „Haie und kleine Fische“, „Wir Wunderkinder“ oder sogar in Alfred Weidenmanns „Buddenbrooks“ -Adaption. Felmy umhauchte meistens eine gute Prise Melancholie und Schwermut. Selten hatte er unbeschwert glückliche Momente in seinen Filmen. Zunächst war häufig Horst Frank sein Partner als destruktiver Melancholiker während Felmy den idealistischen Melancholiker gab. Selbst in den 70iger Jahren noch war er der ewig grüblerisch-freudlose Kommissar Heinz Haferkamp aus Essen. Seine Figuren hatten immer viel zu denken und Leichtigkeit hatte überhaupt gar keinen Platz.
Die ersten Wallace-Filme galten in der Filmszene noch als B-Ware, die sich Stars wie Felmy ( oder Curd Jürgens, O.W. Fischer, Hardy Krüger, Horst Buchholz, Romy Schneider etc.) nicht leisten konnten. Irgendwie stand den Filmen sogar der noch zunächst nicht ganz so bekannte Joachim Fuchsberger mit seiner unbeschwert leichten Art viel besser. Hier war alles leicht, spaßig und unbeschwert bis zur Selbstironie. Eine neue Farbe I. Der deutschen Kinolandschaft! Als aber unübersehbar war, wie erfolgreich Krimis sind, versuchten sich Joachim Hansen oder O.W. Fischer dann doch auch in Krimis - mit eher sehr mäßigem Erfolg. Hansjörg Felmy blieb seinem Image in seinem ersten (Bryan Edgar)-Wallace-Film „Der Henker von London“ treu - er war der bis dahin schwermütigste Held in einem Wallace-Film, ähnlich wie kurze Zeit später auch in „Das Ungeheuer von London City“. Regisseur Edwin Zbonek wollte damit bewusst einen Gegenentwurf zu den Parodistischen Vohrer-Wallace-Filmen schaffen. Somit war aus dieser Sicht Hansjörg Felmy exakt richtig besetzt. In „Das siebente Opfer“ performte Felmy ausnahmsweise etwas leichter.
Bei dem „echten“ Wallace „Die Tote aus der Themse“ fragt man sich, warum eigentlich Felmy besetzt wurde. Seien wir ehrlich, die Hauptrolle gibt leider nicht viel her, und wer auch immer als Hauptdarsteller besetzt worden wäre, musste die Rolle mit seiner spezifischen Persönlichkeit ausfüllen. Das muss nicht negativ sein, in Amerika war das schon immer selbstverständlich. Siegfried Rauch, Götz George, Harald Leipnitz, Joachim Fuchsberger? Jeder hätte es gekonnt und dem Film eine eigene Farbe gegeben. Felmy macht den Film melancholischer und ernster, Filmkomponist Peter Thomas unterstützt diese Wirkung. Nach all dem Unsinn in den Wallace-Filmen davor war es auf jeden Fall einen Versuch wert.
Hansjörg Felmy ist selbstredend ein hochgradig kompetenter und dazu auch sympathischer Schauspieler - allerdings für die Welt der stilisierten Wallace-Filme nur begrenzt geeignet. Er wird uns in vielen anderen Rillen noch besser im Gedächtnis bleiben.
Mein persönlicher Tipp:
Eine überraschend andere Rolle spielte er in „Sonderdezernat K 1 - Flucht“ - als Verbrecher. Grandios!
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.