Wenn man den Namen Heinz Drache hört, denkt man sofort an die Edgar-Wallace-Filme, vielleicht noch an „Das Halstuch“ , eventuell auch an Hauptkommissar Bülow aus dem Berliner Tatort. Er ist mehr an Wallace gekoppelt als andere bekannten Namen: Fuchsberger, Kinski und Arent sind auch in anderen Zusammenhängen sehr präsent. Höchstens bei Siegfried Schürenberg dürfte es mittlerweile ähnlich sein.
Heinz Drache legte immer sehr viel Wert darauf, als qualifizierter und seriöser Schauspieler wahrgenommen zu werden, der das Handwerk von der Pieke auf gelernt hatte. Immerhin war er Teil des Ensembles der Theaterlegende Gustaf Gründgens gewesen und hatte mit den ganz großen deutschen Darstellern im Ensemble gespielt.
Auch wenn Fans das nicht gerne hören: die meisten deutschen Schauspieler nahmen die Wallace-Filme zunächst nicht so ernst. Naive Geschichten, klischeehafte Figuren und eine Inszenierung, die mehr Wert auf Aktion als auf Schauspiel legte. Andererseits verdiente man und konnte seine Popularität steigern. Erstmals sah man allerdings dann bei Kinski, dass die Wallace-Filme dem Schauspieler auch einen künstlerischen Schub geben konnten.
Nach einigen größeren Rollen in Spielfilmen und schon einem ersten Wallace-Film bei Kurt Ullrich ( „Der Rächer“ 1960 ) hatte Heinz Drache seinen großen Durchbuch mit dem sechsteiligen Durbridge-Krimi „Das Halstuch“ 1962), in dem er den Ermittler Inspektor Yates spielte. Am großen Erfolg dieses Fernsehkrimis hat Heinz Drache einen gehörigen Anteil. Er legte den Inspektor als unbeirrbaren und selbstbewussten Charakter an, dem man zutrauen konnte, sich im Geflecht der wenig vertrauenswürdigen Personen durchzusetzen. Das Publikum war begeistert.
Sofort danach folgte mit „Die Tür mit den sieben Schlössern“ (1962) Draches erster Rialto-Wallace und erstmals gab es in den Wallace-Filmen ein gleichgewichtiges Pendant zu Joachim Fuchsberger als Hauptdarsteller. Heutzutage liest man oft von den biederen Wallace-Hauptdarstellern. Dem muss man entschieden widersprechen, denn zur Enstehungszeit wirkte gerade Heinz Drache ungewöhnlich energisch, fast frech und unsympathischen Zeitgenossen gegenüber nicht zimperlich, ganz im Gegensatz zu deutschen Filmhelden der 50iger Jahre. Nur sein Umgang mit attraktiven Frauen dürfte uns heute leicht befremdlich erscheinen.
In „Der Zinker“ (1963) hat er diese Rolle bis zur „Schnoddrigkeit“ weitergetrieben. Im verbrecherischen oder auch liebenswerten Wahnsinn (Agnes Windeck, Schürenberg und Arent) der Ereignisse blieb er stets rational und konnte entschlossen handeln. Mit Kraft und Energie setzte er cool seine Ziele durch. Nach „Das indische Tuch“ (1963) folgte dann „Der Hexer“ (1964), in dem gelungen sein Typ zu Fuchsberger abgegrenzt war. Im Gegensatz zu diesem hatte Drache nämlich häufiger mal einen leichten Informationsvorsprung vor den Zuschauern und wirkte dadurch sehr viel souveräner aber auch etwas misteriöser. Nach „Neues vom Hexer“ (1965) und „Das Rätsel des silbernen Dreieck“ (1966) folgte sein letzter Wallace- und letzter Kinofilm überhaupt: „Der Hund von Blackwood Castle“ (1967). Wieder sehr forsch in das Geschehen eingreifend und wieder mit unbekannten Ambitionen täuschte er hier die Zuschauer und erwies sich auch als überzeugender Bösewicht (wie auch in dem Agentenkrimi „Schüsse im 3/4-Takt“ , 1965 ).
Auch in anderen Filmen der Zeit hat er diesen etwas härteren Typ immer auf gleich hohem Niveau gespielt, wie zum Beispiel in „Nur tote Zeugen schweigen“ (1962) , „Das Wirtshaus von Dartmoor“ (1965) oder dem Afrika-Wallace-Film „Sanders und das Schiff des Todes“.
Nach 1967 wandte sich Heinz Drache wieder verstärkt seinem eigentlichen Betätigungsfeld zu: dem Theater.
In den 70iger Jahren sah man ihn zwar nur zweimal im Fernsehen: in dafür aber überdurchschnittlichen Folgen der Serien „Der Alte“ und „Derrick“. Damit drehte er insgesamt neun mal mit Regisseur Alfred Vohrer.
Heinz Drache hatte den Ruf, arrogant zu sein, sehr von seinen Fähigkeiten überzeugt zu sein. Nur dem Hauptkommissar Bülow im Tatort merkt man das leider manchmal etwas an.
Was die Wallace-Filme betrifft, mag das hinter den Kulissen auch so gewesen sein, was geht es uns an. Allerdings kann er mit Recht stolz auf seine darstellerische Leistung in den Wallace-Filmen sein. Er hat die Filme zusammen mit Joachim Fuchsberger maßgeblich geprägt und ohne ihn wären die Filme nicht das, was sie sind.
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.