Der Luxemburger René Deltgen (1909-1979) war bereits im deutschen Film der 30iger und 40iger Jahre ein Star und auf unseriöse Lebemänner, exotische Ganoven und ab und zu sogar polizeiliche Ermittler festgelegt. Sein schwarzes Haar und seine kosmopolitische Gewandheit beförderten diese Klischees natürlich - sowohl vor als auch noch lange nach dem Krieg.
René Deltgen hatte das Problem, in seinem kleinen Heimatland nicht mehr beliebt zu sein, weil er sehr offen mit den Nazis kollaboriert hatte. Das brachte ihm in Luxemburg gleich nach dem Krieg sogar eine Haftstrafe und die Ausbürgerung ein. So blieb ihm nur die Option, in Deutschland tätig zu sein. Aber Rollen boten die neuerdings angesagten Genres gar nicht oft für diesen Typus Schauspieler in dem Nachkriegsmief mit allen volkstümlichen Rührseligkeiten. Trotzdem hatte der Star einige charismatische Parts in sehr bekannten Filmen, die seine Popularität dann sogar doch noch größer machten.
In „Nachtwache“ (1949) wurde er Image-Gerecht besetzt, in „Königin Luise“ spielte er keinen geringeren als Napoleon Bonaparte und in Fritz Langs Remakes „Der Tiger von Eschnapur“ und „Das indische Grabmal“ (1959) wieder einen exotischen Schurken. Wäre er nur etwas später geboren, hätte er in den 60iger Jahren mit Sicherheit auch einen hervorragenden Schurken in den Karl-May-Filmen abgegeben.
René Deltgen hatte daneben allerdings auch eine sehr auffällige Stimme mit ausgesprochen brüchigem Timbre, das ihm in den 50igern Sprechrollen wie in den damals sehr beliebten Paul-Temple-Hörspielen von Francis Durbridge einbrachte.
Aber jetzt in den 60iger Jahren gab es die Edgar-Wallace-Filme und den als Schurken und Inspektor erfahrenen und bekannten Star René Deltgen ohne reelle Beschäftigung im Film. Da sollte doch was passen!
Aber was? Als jugendlicher Held war Deltgen nun zu alt, als erfahrener Yard-Beamter zu berüchtigt, als irgendein x-beliebiger Ganove zu sehr Star. Horst Wendlandt hatte ihn schon im Auge und es schien fast so, als sollte René Deltgen den Gangster Connor in „Die Gruft mit dem Rätselschloss“ spielen. Klappte zwar nicht, aber dann kam es viel besser, denn die bekannteste Figur aus dem Wallace-Universum musste besetzt werden: Arthur Milton - der Hexer höchstpersönlich!
Das war tatsächlich genau die perfekte Wallace-Figur für den Star.
Deltgens Mitwirkung in „Der Hexer“ (1964) wurde so gut es ging geheim gehalten, um eine total überraschende Auflösung präsentieren zu können. Nicht einmal in den Titelcredits tauchte Deltgens Name auf, erst am Ende des Films wurde er nachträglich genannt. Alles super, der einzige Nachteil war, dass er erst in den letzten Minuten des Films nach der Entlarvung auftauchte, denn der Hexer maskiert und unbekannt war zunächst ein anderer Schauspieler. Deswegen gab es für Rene Deltgen eigentlich kaum etwas zu spielen.
Glück sei Dank wurde aber die Fortsetzung „Neues vom Hexer“ (1965) gedreht und jetzt gab es auch für ihn endlich mehr Platz im Film. Aber schon wieder Pech! Leider war die Rolle plötzlich entzaubert, weil von Buch und Regie zu profan angelegt, so dass man hinter den Möglichkeiten blieb.
Später spielte René Deltgen eher schwerfälligere Typen, etwa in den Durbdidge-Mehrteiler „Das Messer“ (1971) oder der Sonderdezernat K 1-Folge „Ganoven Rallye“ (1973). Besonders erwähnenswert ist auch das Fernsehspiel „Nicht nur zur Weihnachtszeit“.
Auch wenn seine Mitwirkung bei Edgar-Wallace-Filmen nicht so ausufernd häufig war, bleibt er uns doch im Gedächtnis, denn er war kein geringerer als Arthur Milton, der Hexer!
Verfasser: Hans-Jürgen Osmers I Sämtliche Texte unterliegen dem Urheberrecht und dürfen ohne Zustimmung und Quellenangabe nicht anderweitig verwendet werden.